WERNER WIDMER                                                                                                                                                             
                           
Lebt und arbeitet im Thurgau und in Zürich

Versperren und zugleich Öffnen

Den Raum öffnen und um eine zusätzliche, vorher nicht sichtbare Dimension erweitern, das ist, was Widmer in seiner neuen Installation tut. 

Seine vordergründig plakative, ja überdimensionale Bodenarbeit aus Fotografien erinnert an ornamentale Keramikfliesen und erschliesst sich erst bei näherem Zusehen. Was wie ein Pool aussieht, ist eine Serie von Aufnahmen des Weinfelder Himmels, das sich wie ein Netz über den Boden spannt. Der von dieser Position nicht sichtbare Himmel wird auf den Boden geholt und kann, ja muss, betreten werden. Erst durch diese Interaktion mit dem Betrachter wird das Werk vollendet. Widmers installative Fotoarbeit ist nicht für die distanzierte Betrachtung geschaffen, sondern muss physisch dekodiert und zerlegt werden - die Schuhabdrücke als Zeichen ihrer Initiation. Diese räumliche Wahrnehmung und prozesshafte Veränderung steht zwar in der Linie der Prozesskunst, wird aber von Widmer durch die ornamentale Anordnung ästhetisch erweitert. Andere Fotoarbeiten verweisen an die Trompe-l'oeil-Technik, bezwecken jedoch nicht die Täuschung, sondern verursachen eine beklemmende Irritation: ganze Wände werden fotografisch transkribiert und versetzt.











































Sugar Daddy     2012     ca. 265/1125 cm     Fischgrat-Parkett aus Würfelzucker

















Gib dem Affen Zucker     2012     Videoinstallation     4-teilig     4 Videos/70 Standbilder    



















































Ferdinand, Feldstecher, Schwarzbrunn, Zähne     2012    diverse Grössen    Fotoinstallationen     


 



















pool    2010    850/280/60 cm     Fotoinstallation     

 























Hans wie Heiri     2010     je ca. 850/270 cm     Inkjetprint


















Bernadette     2010     120/90 cm     Fototeppich


Ebenfalls räumlich, wenn auch eher taktil, erschliessen sich Widmers textile Arbeiten. Auf persönlichen, teils intimen Kleidungsstücken und Accessoirs generiert Widmer mit gestickten Bildern Nähe zu den anonymen Besitzern. Dass die Bilder, trotz ihrer präzisen Stickerei nicht sofort erkennbar sind, ist Absicht. Dem Prinzip 'Versperren und zugleich Öffnen' folgend, zwingt Widmer den Betrachter die Objekte in die Hand zu nehmen und so mit den Fingern und den Augen zu ertasten und zu lesen. 

Eine harte, langwierige Arbeit: die Stickerei. In gebückter Haltung und mit kleinen Bewegungen entsteht Stich für Stich das gewünschte Bild – hier der Lust. Zum Beispiel ganz im Gegensatz zum reinen Weiss der Leine präsentiert sich ein Mann in derber Aktion. Und was bei ihm in wenigen Minuten zum Ziel führen kann, dafür brauchte Widmer viele Stunden. Nun ist das Kissen gefüllt, mit echten Haaren, und bereit für den Gebrauch. Ob solch handfester Erotik, die entsprechenden Träume sich von selbst einstellen?

Widmers Arbeiten zeichnen sich durch eine feine, doppeldeutige Hintergründigkeit aus. In repetitiven, kleinen Arbeitsschritten (Sticken, Kleben, Ausschneiden) kreiert er aus bekannten Mustern und Bildern neue Aussagen und provoziert den Betrachter alle Sinne einzusetzen, je nach dem: Hingucken – Darüberlaufen – Anfassen.


Embroidery: a difficult and drawn-out process. With stooped posture and small movements, stitch-by-stitch the desired image is created - in this case 'lust'. The salacious action of a man contrasts against the pure white of the linen, an objective that could be reached by him in minutes needed
hours for Widmer to complete. Now the pillow is full - with real hair - and ready for use. With all this tangible eroticism, are the corresponding dreams automatically induced?
 
Widmer's work depicts subtleness through a refined ambiguity. Using small, repetitive procedures (stitching, sticking, cutting), he creates new images and statements using familiar patterns and provokes the viewer into using all their senses - be it looking, walking over or touching.                                                            











































































































Die Lust an sich     diverse Objekte      2007-10     Mixed Media




















Wenn die Berg streitn     2012     Video     Loop 8 min 15 sec























off     2009     Video     Loop 1 min 46 sec     3+2AP     Installation in Waschbecken































GLOBUS     
Performance@International Day of Climate Action - October 24, 2009














































































































































Die Boden-Installation von Werner Widmer im Gang des Ehegrabens greift die Dramatik des Todes feinfühlig auf, sie lässt wie dieser, dem Besucher kein Entrinnen vor einer Auseinandersetzung. Zeitgleich zur Zürcher Ausstellung bespielt Widmer mit einer Installation zur gleichen Thematik den Kulturpavillon in Wil.


The floor installation of Werner Widmer in the passageway of the Ehegraben sensitively picks up the dramatic art of death and just alike allows no escape from debate. Widmer will simultaneously to the Zurich exhibition show another installation on the same subject in the Kulturpavillon in Wil.