GRUPPENAUSSTELLUNG: SpielWiese                                                                                         
                                                                           
Mit ,SpielWiese‘ eröffnen fünfzehn Künstler die bereits fünfte Gruppenausstellung bei WIDMER+THEODORIDIS contemporary. Ein paar haben schon mitgespielt, ein paar sind neu in der Gruppe. Herzlich begrüssen möchten wir zum ersten Mal: Dimitris Douramakos, Katrin von Lehmann, Patrick Martinez, Ernst Stark, Lars Theuerkauff, Hans Thomann und Nadine Wottke.

,Spielwiese‘ verweist einerseits auf das Spiel und den menschlichen Drang zur lustvollen Bewegung in der Gemeinschaft, andernseits auf den Begriff ,grüne Wiese‘, die unbebaut als Versuchsfeld für experimentelle Konzepte verstanden wird.

Parallel zur Entwicklung der Gesellschaft und der Arbeit hat sich im 20. Jahrhundert auch die Freizeitgestaltung verändert. Fragen wie nach der Zukunft der Arbeit, den Veränderungen in den Arbeits- und Lebenswelten und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben das Freizeitverhalten massgeblich mitgestaltet. Eine Betrachtung der Freizeit kann nur in diesem Kontext vorgenommen werden und darf als Spiegel neuer Lebensmittelpunkte verstanden werden.

Mit ,Ora et Labora‘ lag lange Zeit der Fokus auf Gott und die Arbeit. Den freizeitlichen Vegnügungen wurden gesellschaftlich klar eingegrenzte Zeiträume zur Verfügung gestellt: Karneval, Kirchenfeste und ein freier Sonntag hatten zu genügen. Der wirtschaftliche Aufschwung in den 50er Jahren brachte dann Wohlstand und später mehr Freizeit. Diese Entwicklung riss dabei nicht nur die traditionelle Auffassung von Arbeit
und Freizeit auseinander, sondern verschob auch das religiöse Machtzentrum weg von den Landeskirchen zu neuen spirituellen Brennpunkten.

Die Hippie-Ära vereinte in den 60er Jahren zum ersten Mal grosse Massen von Aussteigern, welche sich auf die Suche nach neuen Werten und Lösungen machte. Frei von Konventionen erprobten sie auf spielerische Weise neue Möglichkeiten und bildeten so die Grundlage für heute uns bekannte Lebensformen. Aus einer ehemals bipolaren Welt (Gott und Arbeit) hat sich seitdem eine dynamische, heterogene Gesellschaft herausgebildet, in der Beständigkeit durch Veränderung abgelöst wurde.

Neue Verhaltensweisen und Regelsysteme, welche sich in der Gesellschaft verfestigen, wurden schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte spielerisch entwickelt und implementiert. Heilige Fussballspiele, ritualisierte Kampfspiele, Rittertourniere oder
die Olympischen Spiele – die Liste ist lang und umfasst alle Kulturen und Epochen. Der ,homo ludens‘ als Grundlage unseres sozialen, politischen, religiösen und kulturellen Systems blickt auf eine lange Entwicklung zurück. Durch das Spielen, welches für das Erlangen von kognitiven und motorischen Fähigkeiten bedeutsam ist, erprobt der Mensch Handlungsabläufe, die sich dann in der Gemeinschaft zu festen Regeln herausbilden können.

Dass sich die heutige Spass- und Eventkultur als Leitsystem darstellt, ist hauptsächlich dem Einfluss der Wirtschaft und der Medien anzurechnen. Gesellschaftlich bedeutsamer sind die Spielfelder an der Peripherie der Massenkultur. Hier befinden sich die Kristallisationspunkte neuer Lebensformen, welche das Potenzial in sich tragen, die Gesellschaft von innen heraus zu verändern. Die in ,SpielWiese‘ gezeigten fünfzehn Positionen sind in diesem Sinne als Beispiel einer menschlichen experimentellen Haltung und als Anregung zur Nachahmung zu verstehen.



Fifteen artists launch with ,SpielWiese‘ the fifth group show at WIDMER+THEODORIDIS contemporary. Some of them have already played along, some are new to the group. We cordially welcome for the first time: Dimitris Douramakos, Katrin von Lehmann, Patrick Martinez, Ernst Stark, Lars Theuerkauff, Hans Thomann and Nadine Wottke.

,Spielwiese‘ (playground) refers at one hand to games and the human drive for sensual movements. On the other hand to the term ,Grüne Wiese‘ (from scratch) which serves as a testing ground for experimental concepts.

The development of society and labour in the 20th century is aligned with the changes of how we spend our leisure time. Issues as the changes in the worlds of labour and life, the future of labour and the compatibility of labour and family have dramatically changed our behaviour of how we spend our leisure time. A review of leisure time can only be made in this respect and has to be understood as a mirror of new focal points in life.

,Ora et Labora‘ served for a long time as an objective in life. Amusement was given socially a clear timeframe only: Carnival, Festivals and Sundays had to suffice. The economic boom in the 50s however yielded affluence and later more leisure time. And in the process of this development the traditional view of labour and leisure was torn apart and the religious centre of power shifted away from the national church towards new spiritual focal points.

The Hippie era of the 60s united for the first time masses of people that were on the quest for new values and solutions. They were free of conventions and tested playful new possibilities that built the foundation for nowadays accepted forms of living. A formerly bipolar world (God and labour) has become a dynamic, heterogeneous society in which consistency has been replaced by change.

New behaviours and regulation systems which are consolidated in a society have been developed and implemented in a playful manner since the beginning of mankind. Be it sacred soccer games, ritualised war games, knight‘s tournaments or the Olympic games. The list is long and embraces all cultures and eras. ,Homo ludens‘ as a foundation of our social, political, religious and cultural system has had a big development. Playing, which is significant for obtaining cognitive and motor capabilities has always been used by humans to test plots that eventually become rules in society.

At present entertainment and events have become the dominant cultural reference due to the influence and support of economy and mass media. However, playgrounds at the periphery of mass culture are socially much more significant. Here are the crystallisation points of new life forms that carry the potential to change society from within. Hence, the fifteen positions in ,SpielWiese‘ are examples of a human experimental attitude and a motivation to do so.



Eine Auswahl der gezeigten Werke:

ERIKA BABATZ 


















Sueños rotos     2010     Silbergelatine/Barytpapier     je 34,5/34,5 cm     3+2AP



DIMITRIS DOURAMAKOS



























The Nightmare of a Saint     2011     Tinte/Acryl auf Tuch     je 240/165 cm



OTHMAR EDER


























o.T.     2011     Eitempera auf Holz     rund 90/5 cm                     o.T.     2011     Eitempera auf Metall     Kegel 29/21 cm 



ANDEAS FUX



















Schlaflos     2011     Cibachrome     40/30 cm     1+1AP




















Kerberos und Chimaira     2009     Cibachrome     je 40/30 cm     3+1AP 



MICHELLE GROB










 













o.T.     2010     Wolle gehäckelt     39/22 cm     3+1AP                Landschaft     2011     Collage aus Gobelin     102/83 cm     Unikat



URSULA GROSER


















Boxe     2010     Video     4:00     3+2AP



KATRIN VON LEHMANN


























DisTanzen     2004     Fotoflechtung     je 10/15/1,5 cm 



PATRICK MARTINEZ 




















The Jesuses     2005     Video     1:32     5+1AP



ERNST STARK






















 
o.T.     2006/11      Lindenholz/Blattgold      24/20,5/4,1 cm            o.T.     2007     Pappelholz/Aquarell     12,5/8,1/8,5 cm



LARS THEUERKAUFF





















Vater und Sohn 7     2009     Acryl auf Leinwand     74,5/44 cm 



STEFAN THIEL



































Tom     2010     Cut-Out/Papier     je 50/70 cm     10-teilig



HANS THOMANN






























Darth Vader     2009     Garn gehäckelt/Klebstoff     22/40/27 cm



FRANZ WASSERMANN























Existenz     2003     Holz/Metall     27/50 cm 



WERNER WIDMER


























Spielwiese    2011    Installation     Rasen      Dimension variabel



NADINE WOTTKE


























Fotofix     2009-11     Fotografie     10/15,2 cm     Unikate 























































































Veteran     2007     glasiertes Porzellan/Edelstahl     11/18/9 cm
Herrenreiter     2011     glasiertes Porzellan/Kunsthaar      19/25/11 cm
Die Sau     2008     bisquit Porzellan/Latex     11/18/9 cm
Cowboy     2008     glasiertes Porzellan     11/16/12 cm
Puppe (stoisch)     2010     bisquit Porzellan/Latex     17x15x35 cm 
Puppe (ist Puppe)     2010     glasiertes Porzellan     16/16/34 cm