BACK TO ATHENS

C'EST TOUT?
1. Juli 2021 – 4. Juli 2021

Othmar Eder
Sandra Kühne
Victorine Müller
Elisabeth Nembrini
Ursula Palla
steffenschöni
Nicolas Vionnet
Werner Widmer

‚C’est tout?‘ ist der Schweizer Beitrag von widmertheodoridis zu Back to Athens. Die gleichnamige Neon-Arbeit von Ursula Palla diente als Ausgangspunkt für die Zusammenstellung der Positionen. Mit dem Ausbrechen der Pandemie und den einhergehenden verschiedenen, teils widersprüchlichen Massnahmen entstand weltweit eine Situation, die auf allen Ebenen des menschlichen Lebens enorme Auswirkungen hatte. Nach über einem Jahr der Unsicherheit und Furcht vor Ansteckung und Krankheit öffnete die Entdeckung der Vakzine gegen die Corona-Virus-Infektion den Weg in eine ‚neue‘ alte Freiheit. Wird das Leben danach das Gleiche sein wie vorher? Was bleibt von all den neuen Erkenntnissen und Erfahrungen während der Lockdowns? Wird es, wie oft formuliert und antizipiert, zu einem neuem Bewusstsein für das menschliche Zusammenleben und für unser Verhältnis zur Natur führen? Oder geht die Menschheit zurück zur Tagesordnung über. War’s das? C’est tout?

Während den letzten Monaten entwickelten die Menschen verschiedene Strategien, die das Leben vereinfachen, sicherer oder einfach angenehmer machen sollten. Ausgangssperren und Beschränkungen führten dazu, dass der Hund als bester Freund des Menschen ‘wieder’ entdeckt wurde. Ganze Tierheime wurden leergeräumt und viele Hunde fanden so unverhofft ein neues Zuhause. Bei Elisabeth Nembrini steht die Schnittstelle Mensch-Tier, stellvertretend für den Themenkreis ‚Kunst-Natur’ im Vordergrund ihres Schaffens.

Sandra Kühnes Zeichnungen zeigen auf zeichnerische Art die kurzen Wege im Park des Schlosses Wartegg, in den Ateliers am Zürichsee oder am Roten Meer und zeugen von den eingeschränkten räumlichen Bedingungen während der Pandemie. Ihre Papierschnitte sind dreidimensionale Gebilde, die sich unserem Begriffsvermögen einer Landkarte entziehen. Und doch sind es kartografische Nachweise ihrer Routen während den Studienaufenthalten.

Konzentration auf das Wesentliche und die Entscheidung, die Zeit zu verlangsamen, prägen das Schaffen von Othmar Eder. Seine Fähigkeit mit dem Bleistift Bilder zu erschaffen, die als Fundstücke verronnener Zeit dienen, zeugen von einer Kraft, sich auch in ‚normalen‘ Zeiten temporär von der Welt abzukoppeln. Die Arbeiten sind trotz ihrer Stille und Zurückhaltung verdichtete Momente, in denen er das Leben in sich überlagernden Bild- und Zeitschichten komprimiert. Seine stark überbelichteten Zeichnungen mit weichen Kontrasten sind charakteristisch und unverkennbar.

Victorine Müllers Arbeit ‚Le movement végétatif‘ erzeugt ein traumwandlerisches Gefühl von Grenzüberschreitungen und Eintauchen in andere Welten. Trotz der Grösse dieser luftigen Skulptur entsteht eine intime Situation, die von Stille getragen wird. Ihre organischen Objekte aus Transparenzfolie, Stoff oder Bronze lassen Wesen erkennen, die im Begriff sind zu wachsen, ohne jedoch Hinweise zu geben, um welche Spezies es sich handelt.

In der Serie ‚Pitch Drop‘ von steffenschöni bewegt sich z.hflüssiges Bitumen scheinbar in Zeitlupe über den Bildschirm. Seine schwarze, hochästhetisch glänzende Oberfläche erinnert an Lack oder Latex und schlägt eine sinnliche Brücke zu dieser umwelt-unverträglichen Substanz, die ursprünglich ‚Leben‘ war. Bitumen, das aus Erdöl gewonnene, thermoplastische Material verflüssigt sich beim Erhitzen und wird beim Erkalten fest. Obwohl es sich bei Erdöl um ein natürliches Produkt handelt, ist es umweltfeindlich. Da während den Lockdowns auch der ganze Schiffsverkehr zum Erliegen kam, fand die Natur unverhofft Zeit, sich zu regenerieren.

Nicolas Vionnets Arbeiten begeistern mit witzigen Anspielungen. Seine Objekte aus zusammengesetzten Fundstücken sind gleichzeitig amüsant und befremdlich. Ein Oxymoron sozusagen. Während der Pandemie erlangten gewisse Gebrauchsgegenstände plötzlich eine traurige Wichtigkeit: die Seife und das Thermometer. Einem Karikaturist gleich hält uns Nicolas Vionnet mit spitzer Feder die reale Umsetzung der Hygienemassnahmen als Spiegel vor.

Mit Würfelzucker, einer der ungewöhnlichsten Substanzen im Kunstbetrieb, arbeitet Werner Widmer. Dieses vordergründig eigenschaftsarme und massenhaft vorkommende Lebensmittel setzt er in einer Weise ein, dass es auf eine neue Weise wahrgenommen wird. Seine Arbeit ‚Me Myself I‘, mit runden Zuckerwürfeln in der Blindenschrift Braille auf Spiegel gesetzt, erscheint zunächst unlesbar für den gemeinen Besucher. Das Selbstporträt im Spiegel, oder neudeutsch ‚Selfie‘, bleibt wiederum für den Blinden visuell unlesbar. Es stellt sich unweigerlich die Frage, was für ein Bild Blinde, aber auch Sehende von sich haben.

Ausstellungsdauer

Back to Athens 8
International Art Festival
Patission 65 & Ioulianou 26
GR 10433 Athen

1.–4. Juli 2021

Montag, 28. Juni 2021, Presse, Fachpublikum, mit Einladung
Dienstag, 29. Juni 2021, Presse, Fachpublikum, mit Einladung
Mittwoch, 30 Juni 2021, Presse, Fachpublikum, mit Einladung
Donnerstag, 1. Juli 2021, 16–21 Uhr
Freitag, 2. Juli 2021, 16–21 Uhr
Samstag, 3. Juli 2021, 12–21 Uhr
Sonntag, 4. Juli 2021, 12–21 Uhr