Diese leicht exzentrisch anmutende Realitätsverschiebung erinnert nicht von ungefähr an die Surrealisten aus den 30er-Jahren. Federico Garcia Lorcas Gedicht ‚Grün wie ich dich liebe, grün’ aus den berühmten ‚Zigeunerromanzen’ dürfte hier wohl die beschwingte Inspiration für Chiara Fiorinis Installation bilden.
Das Unbewusste, Traumhafte und Fantastische, gebannt in einer Kunstform, die wortwörtlich über der Wirklichkeit ruht: der Surrealismus. Begründet auf der anarchistischen und revolutionären Bewegung des Dadaismus trat der Surrealismus ab 1920 als eigenständige Kraft in Erscheinung. Beide Kunstformen stellten traditionelle Praktiken und Ansichten in Frage, traten an, die Schönheit und Abstraktion der ‚normalen’ Kunst zu verwischen. Im Dadaismus herrschten vor allem satirische Ausdrucksformen bis hin zu provokativen Happenings vor; der Dadaismus war geprägt vom Ausdruck der Ablehnung bürgerlicher Werte. Im Surrealismus hingegen waren es Traumwelten und Rauschzustände, die als Quelle des Schöpfungsaktes dienten – in der Abschaltung des Bewusstseins, im Traum, Schlaf, Rausch oder in Trance fanden die Surrealisten Zugang zum menschlichen Unbewussten. Der Schöpfungsakt von surrealistischen Werken ist vielfach geprägt von spontaner Inspiration. Die Auflösung von Traum und Wirklichkeit, die Verfremdung, das Unerwartete und Überzeichnete sind charakteristische Eigenheiten im Surrealismus.
Bei Chiara Fiorini finden sich diese Besonderheiten vor allem in ihren installativen Arbeiten. Traumhafte Wattebäuschchen-Kleider, Hüte und Regenschirm aus recycelten Plastiktaschen, oder eben Lebensräume aus Kunstrasen, sie alle erinnern an märchenhafte Welten weit weg von der Wirklichkeit.
Chiara Fiorini lebt und arbeitet in Zürich. Ihre Ausbildung hat sie an der ‘École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Paris’ abgeschlossen. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, wie im Kulturort Weiertal, Winterthur, Seegang, Kulturtage Thalwil, Das kleine Format, Villa Meier Severini, Zollikon. Ihre Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen, unter anderem in der Sammlung Bank Julius Bär, Zürich.