Die Aufnahmen zu dieser Arbeit entstanden alle in einem städtischen Umfeld, hauptsächlich in Old Delhi. Die Originalfilme enthalten dementsprechend einen ausserordentlich dichten Soundtrack, der vor allem aus Wortfetzen, Rufen, Hupen und den vielfältigen Geräuschen verschiedenster Verkehrsmittel besteht. Der Audioteil der Installation wurde von Thoma mit komplett neuem Material angelegt, wobei in ihm bruchstückhaft der Originalton enthalten blieb.
Dem Betrachter fallen die verringerte Geschwindigkeit und die sich überschneidenden Bilder sogleich auf. Am Besten sichtbar in der Sequenz, in der ein Motorrad quer durch das Bild fährt und dabei mehrere Bildrahmen durchläuft. Ein surrealer Zustand, als ob jemand plötzlich die Bremse drückt und gleichzeitig in Zeitlupe weiterfährt.
Der indische Zeitbegriff unterscheidet sich in diesem Punkt fundamental vom westlichen Verständnis der linearen Zeit. Geprägt vom Hinduismus und der damit verbundenen Wiedergeburt begreifen die Inder die Zeit in einem grösseren Rahmen. Es geht nicht um Sekunden, Minuten oder Stunden, sondern eher um den Fluss des Lebens. Das Leben ist nicht endlich, sondern ein Kreislauf. Das relativiert den Zeitbegriff ungemein. Denn dieser Zeitbegriff ist eng mit dem Glauben an das Karma verbunden. Alles Handeln und Denken bewirkt Karma und führt somit zu weiteren Verstrickungen in der Welt. Für Hindus und Buddhisten ist es deshalb erstrebenswert, kein weiteres Karma zu erzeugen um diesen Kreislauf der ewigen Wiedergeburt zu durchbrechen. So gesehen, erhält jeder mehrere, ja unzählige Möglichkeiten aus diesem Kreislauf der Wiedergeburten auszuscheiden – oder das Gleiche nochmals zu durchleben.
Ernst Thoma lebt und arbeitet in Stein am Rhein. Seine Studien hat er an der F+F Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich und anschliessend am elektronischen Studio der Musik-Akademie Basel abgeschlossen. Thomas Arbeiten waren an diversen Ausstellungen, wie zum Beispiel im Kunstraum Kreuzlingen, an den Internationalen Lichttagen Winterthur, im Zeppelin Museum Friedrichshafen, in der Kunsthalle Winterthur, in der Lichtinsel Kassel, im Kunstmuseum Singen und im Kunstmuseum des Kantons Thurgau ausgestellt. An der Expo 02 war er mit dem Geräuschhörspiel ‘Klänge der Nacht’ im Pavillon Blindekuh in Murten beteiligt.