Schnappschüsse
von Sexworkern

ZÜRICH BY ROMEO
1. Dezember 2005 – 5. Februar 2006

Bereits vor der Neueröffnung im März 2006 sind mit dieser Fotoausstellung die Galerieräume von WIDMER+THEODORIDIS contemporary erstmalig geöffnet.

Zeitgleich mit dem Welt-Aids-Tag, dem 1. Dezember, werden Bilder aus dem Präventionsprojekt ‚Male Sex Work‘ der Aids-Hilfe Schweiz (MSW) präsentiert. Männlicher Sexwork ist nach wie vor ein grosses Tabu in unserer Gesellschaft. MSW versucht die HIV/Aids-Präventionsbotschaften pragmatisch und effizient umzusetzen. Dabei konzentriert sich das Projekt vor allem auf die Sexworker ohne professionelles Bewusstsein, auf ausländische sowie auf suchtmittel-abhängige Sexworker. Diese Subgruppen laufen Gefahr, über die klassischen Präventions-
botschaften nicht erreicht zu werden.


Aus diesem Grund und um den Zugang zu dieser schwer erreichbaren Gruppe zu verbessern, wurde ‚Zürich by Romeo‘ von MSW in Zusammenarbeit mit HERRMANN, der Informations- und Beratungsstelle für Sexworker in Zürich, lanciert. Durch die Abgabe von Einwegkameras an die Sexworker und den Einbezug in ein Projekt sollten Beratungsgespräche leichter ermöglicht werden. Die Aufgabe bestand darin, Eindrücke der ‚fremden‘ Stadt Zürich einzufangen. Bezüglich der Sujetwahl bestand keine Vorgabe. 

Was fasziniert die Sexworker an Zürich, wie sehen sie den Wohlstand, die Freiheit, die Menschen? Die Fotos, die keinen künstlerischen Anspruch erheben, zeigen ein subjektives Bild und nicht ein repräsentatives Stadtbild. Wer glaubt mit voyeuristischen Augen in ein farbiges, fröhliches und spannendes Sexworker-Leben eintauchen zu können, liegt falsch. Viele Bilder scheinen zunächst einen wahllosen, gelangweilten, fast ratlosen Blick auf unsere Welt zu zeigen, sind jedoch bei genauerer Betrachtung kritisch und differenziert. Offen bleibt, wann die Bilder entstanden sind: Während einem Stadtspaziergang, oder wartend auf den nächsten Kunden? Sicher sind es persönliche Zeitfenster im Leben dieser jungen Männer.

Die Fotografien können erworben werden. Der Reinerlös fliesst ins Projekt MSW zurück.